Ist man mit RÖHM-Ausbildungsleiter Uli Steeger im Betrieb unterwegs, fällt auf, dass er immer wieder ein Auge auf die zahllosen Druckluftleitungen wirft. "Mehrere Zehntausend Euro können wir durch die regelmäßige Wartung und Instandhaltung des Druckluftsystems bei RÖHM jährlich sparen. Ein Aufwand, der sich ohne jeden Zweifel lohnt", so Steeger. Seine Azubis und er erhielten im Rahmen des Trainings zu Energiescouts wichtige Hinweise der IHK, wie diese Leckagen lokalisiert und instandgesetzt werden.
Das Projekt der technischen Ausbildung befasst sich seit Sommer 2015 mit der systematischen Behebung der Leckagen sowohl im Druckluftnetz als auch bei Maschinen und Anlagen: So werden diese in einem Regelkreis lokalisiert, gekennzeichnet, protokolliert und instandgesetzt. Nebenbei werden bestehende Druckluftkupplungen durch neue Sicherheitskupplungen ausgetauscht, was der Arbeitssicherheit zugutekommt. Die Energiescouts arbeiten dabei mit ihrem Gehör und Messgeräten, aber auch mit Sprays, die von außen auf die Leitungen aufgebracht werden und Undichtigkeiten anzeigen. Die Leckagesuche wird auch an Tagen der Betriebsruhe durchgeführt. Hier wird zum einen niemand behindert und die austretende Luft ist in der ruhigeren Umgebung akustisch wahrnehmbar.
Die Maßnahmen schulen das umweltbewusste Handeln und Denken im Betrieb und schaffen ein Bewusstsein für das Thema Energieverbrauch. Damit alle Auszubildenden des Unternehmens mit einbezogen sind, gibt es unter den Azubis Multiplikatoren. Diese geben ihr erlerntes Wissen wiederum an die anderen weiter.
"Im Grunde steht RÖHM nicht schlecht da, was das Ausmaß der Leckagen angeht", so Steeger. "Wir liegen bei rund 25 Prozent. Das heißt, dieser Anteil der erzeugten Druckluft geht über Leckagen verloren. Unser Ziel ist es, im ersten Schritt auf unter 20 Prozent zu kommen, was für ein Unternehmen wie RÖHM ein guter Wert ist." Einflussfaktoren für diesen Wert sind u.a. das Alter, die Art und der Aufbau des Netzes.
Die Azubis haben auch persönlich ganz konkret etwas vom Projekt. So sind die Themen Instandhaltung, energiebewusstes Denken und Handeln Inhalte der technischen Ausbildung. Bei RÖHM legt man großen Wert darauf, dass sich das Ganze nicht nur im geschützten Raum des Schulungsraums abspielt, sondern dass die Azubis im Betrieb mitarbeiten. "Dieser hohe Praxisbezug genießt einen hohen Stellenwert bei uns", so Steeger weiter.
"Man lernt einfacher und effektiver, wenn man die Dinge anpacken kann und somit ein Gefühl dafür bekommt. Zusätzlich zum theoretischen Unterricht in der Berufsschule und im Betrieb ist es uns deshalb besonders wichtig, dass auch dieses Thema anschaulich in der Praxis angegangen wird", so der Ausbildungsleiter.
Angesichts steigender Energiekosten und steigenden Wichtigkeit des ressourceneffizienten Umgangs mit Energie ist das Thema bei RÖHM brandaktuell. "Allerdings können wir unmöglich überall sein, wenn man das kilometerlange Druckluftversorgungsnetz betrachtet, das sich quer durch das ganze Unternehmen zieht." Umso erfreuter ist er deshalb, dass die Mitarbeiter der einzelnen Abteilungen mittlerweile konkrete Hinweise an das Druckluft-Instandhaltungsteam geben, wenn sie eine Leckage entdeckt haben. "Die Einsparpotenziale sind enorm. Man muss einfach mit offenen Augen und Ohren durch das Unternehmen gehen. Dann fallen einem die Einsparmöglichkeiten auf."
"Die Experten der IHK an unserer Seite zu haben, hilft uns enorm bei unserem Bestreben. Und man merkt den jungen Menschen an, dass diese voll und ganz bei der Sache und hochmotiviert sind. Schließlich dient das Projekt auch zur Teambildung. So können Azubis aus verschiedenen Jahrgängen das Projekt zusammen angehen und dadurch auch als Team zusammenwachsen."
Auch die Geschäftsleitung ist hochzufrieden mit den Ergebnissen: "Es handelt sich quasi um eine Win-win-Situation", so Geschäftsführer Dr. Joachim Hümmler. "Wir bilden unsere Azubis weiter, entlasten die Umwelt und sparen Geld dabei, mehr kann man sich eigentlich nicht wünschen."